Downloads:
Strukturwandel und Arbeit in der Landwirtschaft
Problemlage und Zielsetzung
Die agrarische Struktur in Europa wird sich in den nächsten Jahren weiter drastisch verändern. Kleinere Unternehmen, die sich nicht mehr am Markt behaupten können, werden ihren Betrieb einstellen oder andere Produkte bzw. Dienstleistungen anbieten müssen.
Vom Prozess des Strukturwandels sind in der europäischen Union die einzelnen ländlichen Regionen in unterschiedlichem Maß und Ausprägung betroffen. Während in den Beitrittsländern Bulgarien und Rumänien von der Kommission noch ein Arbeitsplatzverlust in Höhe von ca. 2 Mio. Beschäftigten prognostiziert wird, wird dieser Prozess in den westeuropäischen Ländern nicht in gleichem Maße ablaufen. Gerade die vielen Kleinstbetriebe in den südosteuropäischen Ländern haben kaum Überlebenschancen. Allerdings lassen z.B. die Reformen im Milchbereich und im Tabaksektor auch in den Ländern West- und Südeuropas einen weiteren Arbeitsplatzabbau erwarten.
Die westeuropäischen Länder haben mit dem Strukturwandel längere Erfahrungen, sie haben Möglichkeiten, Alternativen und Chancen gesucht, wie dieser Prozess bewältigt werden kann. Andere Erfahrungen haben die Beitrittsländer gemacht, die 2004 der EU beigetreten sind. Die europäische Agrarpolitik wird künftig noch stärker marktorientiert sein. Es entstehen in der Landwirtschaft größere Betriebsstrukturen. Die Betriebe, die den Konkurrenzkampf überleben wollen, müssen sich den neuen Marktbedingungen anpassen.
Das Ziel der Kommission, mehr und bessere Arbeitsplätze zu schaffen, ist insbesondere in strukturschwachen ländlichen Regionen schwierig umzusetzen. Der Strukturwandel wird mehr größerer Betriebe auch in der Landwirtschaft hervorbringen. Diese Betriebe können dann wichtige beschäftigungswirksame Funktionen einnehmen:
- es werden in den Betrieben direkt in der Landwirtschaftlichen Produktion neue Arbeitsplätze geschaffen,
- die Unternehmen schaffen selbst Arbeitsplätze im Rahmen von Diversifizierungsprozessen, z.B. im Bereich von Vermarktung, erneuerbaren Energien, Tourismus,
- durch Aktivitäten der Unternehmen auf betrieblicher, aber auch auf lokaler Ebene entstehen im Umfeld der Unternehmen neue Arbeitsplätze bzw. auch Zuerwerbsmöglichkeiten von Einzelpersonen.
So können diese Unternehmen Motor für die Beschäftigung in ländlichen Räumen werden, vorausgesetzt, sie stellen sich dem Strukturwandel.
Die Art und der Umfang von Umstrukturierungen und deren Auswirkungen sind abhängig von vorsorgenden und begleitenden Maßnahmen, sowohl auf betrieblicher/sektoraler als auch regionaler Ebene.
Hier setzt das vorgeschlagene Projekt an. Mit der Erstellung des Leitfadens werden anhand von guten Beispielen Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt, wie im Vorfeld von Umstrukturierungsmaßnahmen für die Beschäftigten Visionen und Perspektiven für neue und bessere Beschäftigung entwickelt werden können. Gleichzeitig sollen den Gewerkschaften Argumentationsmöglichkeiten in die Hand gegeben werden, um sowohl auf betrieblicher als auch auf regionaler und europäischer Ebene zur Konsolidierung ihrer Auffassungen beizutragen.
Insbesondere vor dem Hintergrund der auf europäischer und nationaler Ebene anstehenden Diskussionen um die Veränderungen der Gemeinsamen Agrarpolitik erscheint es den Projektinitiatoren notwendig den beteiligten Stakeholdern Hilfestellungen zu geben. Mit dem im Rahmen des Projektes zu erarbeitenden Leitfadens werden die Diskussionsprozesse in den einzelnen Ländern von Seiten der beteiligten Partner vereinheitlicht.
Aktivitäten
Das Projekt soll in fünf Ländern jeweils ein bis zwei betriebliche/regionale Beispiele von Umstrukturierungen untersuchen. Die beteiligten Gewerkschaften werden die Beispiele ermitteln (also 3-4 Betriebe; bzw. Zusammenschlüsse oder Genossenschaften).
Mit der Erstellung der regionalen, sektoralen Kurzanalysen wird ein Einblick in die wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhänge der Unternehmen gewonnen, sowie den Erfordernissen zur Umstrukturierung.
Bei Betriebsbesichtigungen und Rundtischgesprächen soll analysiert werden, welche Strategien, Praktiken und Initiativen bestehen. Gemeinsam mit Experten, regionalen Akteuren und den Sozialpartnern wird die Relevanz und Effektivität der Maßnahmen bewertet. Zur Vergleichbarkeit der Ergebnisse aus den einzelnen Aktionen wird ein strukturierter Frageleitfaden entwickelt.
Es sollen insbesondere folgende Fragestellungen diskutiert werden:
- Welche Strategien und Handlungsmöglichkeiten zur sozialen und wirtschaftlichen Bewältigung des Strukturwandels haben sich herausgebildet?
- Wie wurden die Beteiligungsmöglichkeiten der Beschäftigten auf betrieblicher und regionaler Ebene ausgeübt
- Welche Aufgaben haben Beratungsinstitutionen (insbesondere in Hinblick auf die Sozialen Bedingungen der Beschäftigten)?
- Welcher Know-how-Transfer ist notwendig, und wie sehen die Qualifizierungsanforderungen aus?
- Wie kann Produktinnovation betrieben werden, welche Möglichkeiten von Prozessinnovation gibt es, einschließlich genossenschaftlicher Organisationen?
Ergebnisse
Die Ergebnisse der einzelnen Analysen werden aufgearbeitet und auf dieser Website publiziert. Aus der Zusammenfassung der Ergebnisse wird der Leitfaden entwickelt, der ebenfalls auf der Website publiziert wird. Darüber hinaus wird zur weiteren Verbreitung der Ergebnisse eine Druckfassung erstellt. Geplant ist weiterhin, in den gewerkschaftlichen Medien über das Projekt zu informieren.
Partnerschaft
Die Partnerschaft des Projektes ist Bestandteil eines gewerkschaftlichen Netzwerkes, das über mehrere Jahre in verschiedenen Projekten und Aktionen zusammenarbeitet. Die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit sind neben der Analyse und Bewertung von sozialen und wirtschaftlichen Gegebenheiten die Verbreitung dieser Ergebnisse auf zahlreichen nationalen und internationalen Seminaren und Konferenzen sowie Publikationen in elektronischen und Printmedien. Mit der Darstellung der Ergebnisse des Projektes auf dieser Website wird gewährleistet, dass die Informationen im bestehenden gewerkschaftlichen Netzwerk für Beschäftigung verbreitet wird und in die zukünftigen Diskussionen auf den unterschiedlichen Ebenen einfließen kann.
Einzelne Personen dieser Partnerschaft sind einbezogen in zahlreichen Gremien auf nationaler Ebene und auf europäischer Ebene. Besonders hervorzuheben sind die nationalen Begleitausschüsse zur Europäischen Agrarpolitik, der europäische soziale Dialog in der Landwirtschaft, der beratende Ausschuss für den ländlichen Raum in Europa und der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss.
Die Partner:
- Deutschland: IG BAU, PECO-Institut
- Österreich: GPA, GMTN
- Italien: ALPA Nazionale
- Rumänien: Agrostar
- Bulgarien: FNSZ
- Polen: ZZPR
- Belgien: EFFAT