Wie läuft's im ländlichen Raum
Die Begriffsbestimmung "ländliche Räume" ist angesichts der verschiedenen Ausprägungen der Regionen nicht unproblematisch. Schließlich gibt es ländliche Räume in unmittelbarer Nähe zu städtischen Gebieten und ländliche Räume, die sehr weit entfernt von urbanen Strukturen liegen.
So werden ländliche Räume verschieden definiert, häufig auch abhängig von politischen Zielsetzungen. Die OECD definiert auf der Grundlage der Bevölkerungsdichte als überwiegend ländlich oder überwiegend städtisch und stützt sich dabei auf einen Bevölkerungsanteil, der in ländlichen Gemeinden, d.h. mit weniger als 150 Einwohner je km² in einer bestimmten NUTS II oder NUTS III Region liegt. Die Europäische Kommission arbeitet zur Zeit an einer Definition, die die Vielfalt der ländlichen Regionen besser widerspiegelt.
Nimmt man die Bevölkerungsdichte zum Maßstab, so machen ländliche Gebiete 93% der Fläche der EU 27 aus. 20% der Einwohner leben in ländlichen Gebieten.
45% der Bruttowertschöpfung in der EU 27 werden in ländlichen Räumen erwirtschaftet, 53% der Arbeitsplätze befinden sich in den ländlichen Räumen. Jedoch ist das pro Kopf Einkommen in städtischen Gebieten fast doppelt so hoch. Diese Tatsache und der Strukturwandel in der Land- und Forstwirtschaftlichen Produktion führen zu massiven Problemen in diesen Regionen.
Probleme im ländlichen Raum
Die Politik hat erkannt, dass dieser Prozess des Ländlichen Strukturwandels begleitet werden muss. So wurden auf nationaler und auf Europäischer Ebene Förderinstrumentarien geschaffen, mit denen Entwicklungsprozesse beeinflusst werden sollen.
Das wichtigste Förderinstrument der Europäischen Union war bis vor einigen Jahren die Agrarpolitik, die nahezu 50 % des EU-Haushaltes ausmacht.
Auf nationaler Ebene war in Deutschland das Instrument der Gemeinschaftsaufgabe Küstenschutz (GAK) ein wichtiges Instrument auch für den Ländlichen Raum.
Weitsichtige Politiker (z.B. Mc Sharry) haben frühzeitig erkannt, dass mit der bisherigen alleinigen Subventionierung der Landwirtschaft die Probleme nicht gelöst werden können, und haben auf regionale Förderungen gesetzt. Mit den Mitteln der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) wird zunehmend auch die Entwicklung des ländlichen Raumes gefördert.
Förderungen
Gleichzeitig werden auch andere europäische Mittel wie der Europäische Sozialfond (ESF) und der Fond für regionale Entwicklung (EFRE) für Vorhaben in ländlichen Räumen eingesetzt. So zeichnet sich in der europäischen Förderstruktur folgendes Bild:
In Deutschland werden die Mittel aus der GAK Förderung zunehmend mit in die Mittel für den ländlichen Raum integriert.
Beteiligung
Im Rahmen der ehemaligen Gemeinschaftsinitiative LEADER, heute im Programm ländlicher Raum (ELER) integriert, wurde seit dem Jahr 1990, dem Beginn des ersten LEADER Programms, eine Beteiligungskultur entwickelt, die alle Politikebenen umfasst und insbesondere auf der lokalen Ebene sehr ausgeprägt ist. Das Beteiligungsmodell umfasst mehrere Instrumente:
- Begleitausschüsse auf nationaler und Länderebene
- Integrierte Ländliche Entwicklungskonzepte (ILEK)
- Regionalmanagement
- Lokale Aktionsgruppen
- Evaluierung
Mit der Herausbildung des europäischen korporativen Modells wurden den Sozialpartnern in den vergangenen Jahrzehnten neue Beteiligungsmöglichkeiten erschlossen.
In den Dokumenten zur neuen Förderperiode tritt zunehmend der Begriff von der "Entwicklung von Partnerschaften" auf. Ein wichtiger Teil dieser Partnerschaften sind die Wirtschafts- und Sozialpartner.
Neue Gruppen wie Naturschutzverbände, Waldbesitzer, Heimatvereine, bis hin zu den Kirchen, können darunter verstanden werden. Somit verlieren die Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände ein Teil ihrer privilegierten Stellung. Sie müssen sich nun in eine neue Rollenverteilung einfügen. Andererseits ergeben sich durch das Öffnen in Richtung einer Zivilgesellschaft für die Gewerkschaften neue Bündnispartner wie z.B. die Umweltverbände.
Beteiligungsebenen
Bestandteil der europäischen Politik ist die Konzeptentwicklung/Programmplanung, und Evaluierung/Auswertung von Programmen. Das wird auch dazu genutzt um einen Abstimmungsprozess zwischen den einzelnen Handlungsebene herzustellen. So hat sich in den letzten Jahren folgendes Strukturbild für die Beteiligungsmöglichkeiten entwickelt.
Ebenen | Planungsinstrument | Bürgergesellschaft Partnerschaften |
Politik und Verwaltung |
---|---|---|---|
Europa | Strategische Leitlinien | EWSA etc. | Kommission Ministerrat |
Mitgliedsland NUT | Nationale Strategie | Begleitausschuss WiSo Partner | Begleitausschuss Verw. Intern |
Bundesland NUT | Entwicklungspläne für den ländl. Raum | Begleitausschuss | Begleitausschuss Verw. Intern |
Region NUT - NUT | Integrierte Entwicklungskonzepte | Lokale Aktionsgruppen Bei Leader Regionalmanagement |
Landkreise |